Tibor Varga, Verfasser einer bis heute unübertroffenen, höchst effizienten Violinmethode, gilt als Begründer eines neuen Violinstils.
Unmittelbar nach Kriegsende, mit erst 24 Jahren war Varga Mitbegründer und erster Professor einer der Budapester Musikakademie angegliederten Musikhochschule in seiner Heimatstadt Györ. 1949 wurde er als Professor an die neu gegründete Musikhochschule Detmold (BRD) berufen. Unter seiner Leitung erlangte die dortige Streicherabteilung, für die auch André Navarra und Bruno Giuranna gewonnen werden konnten, Weltruf. Ende der 1980er Jahre gründete Varga in Sitten/Sion (CH) eine auf die professionelle Streicherausbildung spezialisierte Hochschule (Ecole Supérieure de Musique), an der hochbegabte Studenten aus der ganzen Welt ausgebildet wurden.
Seit Ende der 1940er Jahre gab Varga daneben regelmäßig Meisterkurse in Darmstadt (Internationale Ferienkurse für Neue Musik), London, Paris, Salzburg (Mozarteum), St. Petersburg, Siena (Accademia Musicale Chigiana) und anderen Musikzentren Europas sowie in den USA (Boston, Los Angeles, Fort Worth, Indiana …). 1963 rief er in Sion (CH) eine der bedeutendsten Sommerakademien (Académie de Musique) mit jährlich mehr als 400 Studenten in verschiedenen musikalischen Disziplinen ins Leben.
Seit den 1950er Jahren wirkte Varga zudem in den weltweit bedeutendsten Violin- und Kammermusikwettbewerben als Jury-Mitglied bzw. Jury-Präsident, u. a. in den ersten Austragungen des ARD-Wettbewerbs sowie im Reine Elisabeth Wettbewerb Brüssel, im Tschaikowsky-Wettbewerb Moskau, im Concours de Genève etc. sowie in den Internationalen Streichquartett-Wettbewerben Colmar und Evian. Aus dem 1967 von Varga gegründeten, zu seinen Lebzeiten jährlich ausgetragenen Internationalen Violinwettbewerb Tibor Varga, einem der international renommiertesten Wettbewerben seines Faches, gingen u. a. Mirijam Contzen, Latica Honda-Rosenberg, Nam Yun Kim, Boris Kuschnir, Ji-Yoon Park, Vadim Repin und Alexandru Tomescu als Preisträger hervor.
Darüber hinaus fungierte Tibor Varga als Künstlerischer und pädagogischer Berater im Auftrag der Kulturministerien Frankreichs und Portugals. 2002 bis zu seinem Tod bekleidete er eine Professur an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz (A).
Tibor Vargas Schüler, unter ihnen Preisträger führender internationaler Wettbewerbe, sind gefragte Solisten und Interpreten von Kammermusik, wirken (als Stimmführer und Konzertmeister) in den weltweit renommiertesten Orchestern (Berliner Philharmoniker, Mailänder Skala, Chicago Symphony Orchestra, Tokyo Symphony Orchestra …) und bekleiden Professuren an international bedeutenden Musikhochschulen. Die ehemalige Varga-Studentin Sherry Kloss wurde Assistentin von Jascha Heifetz. Vargas langjährige Schülerin Madeleine Carruzzo sorgte als allererstes weibliches Mitglied in den Reihen der Berliner Philharmoniker weltweit für Schlagzeilen.